Wolkig mit heiteren Aussichten – so lautet nicht der Wetterbericht für die nächsten Tage, was im tiefsten Winter auch eher unwahrscheinlich wäre, sondern beschreibt vielmehr die Nutzung von Cloud Computing in Deutschland. Dabei waren die Aussichten für Cloud Services in Deutschland lange Zeit alles andere als heiter.
Cloud setzt sich in Deutschland durch
Die Skepsis in puncto Datensicherheit, die Frage nach der Vereinbarkeit von Cloud Computing und der Einhaltung von Compliance-Richtlinien, fehlendes Vertrauen in die Cloud Provider und andere diffuse Ängste sorgten für einen schweren Start von Cloud Services - vor allem in Deutschland. Doch spätestens seit 2016 hat das Thema Cloud in Deutschland richtig Aufwind bekommen. Der Mitte letzten Jahres von Bitkom und KPMG vorgestellte Cloud Monitor 2016 zeigt, dass sich die Cloud-Technologie zunehmend in der Breite der Unternehmenslandschaft durchgesetzt hat. 54% der Unternehmen in Deutschland setzen Cloud-Computing ein, weitere 18 Prozent planen oder diskutieren den Einsatz. Zurückzuführen ist dieses Ergebnis laut der Studie vor allem auf die sprunghaft gestiegene Verbreitung von Public Cloud Computing.
IT-Giganten wie Microsoft, Deutsche Telekom und IBM verlagern ihre Geschäftsmodelle zunehmend weg vom Lizenzgeschäft hin zu einem Service-Modell. Neue Platzhirsche wie Amazon und Google locken Unternehmen mit attraktiven Angeboten ebenfalls in Richtung Cloud. Doch nicht nur das erweiterte Angebot ist verantwortlich für den Cloud-Boom. Der steigende Vernetzungsgrad sowie die zunehmende Mobilität treiben gleichfalls den Einsatz von Cloud-Technologien immer weiter voran.
Die voranschreitende Digitalisierung aller Lebensbereiche und die damit einhergehende Veränderung des Nutzerverhaltens zwingen Unternehmen förmlich dazu, ihre Geschäftsprozesse sukzessive umzustellen. Mitarbeiter erwarten im beruflichen Umfeld, dass sie jederzeit Zugriff auf Geschäftsdaten, -anwendungen und -funktionen haben – unabhängig von Gerät, Plattform, Zeit und Ort. Man träumt von der „IT-Power aus der Steckdose“, bei dem die Nutzer analog zur Energiewirtschaft, den benötigten Service auf Knopfdruck im „Self-Service“-Modus erhalten und sich die IT-Kosten nur noch auf die tatsächliche Nutzung und auf nutzungsbezogene Preismodelle beziehen. Betriebswirtschaftlich ist damit eine Wandlung der Kapitalbindung durch IT-Infrastruktur (CAPEX) in operative Betriebskosten (OPEX) möglich.
Ist die Cloud-Welt wirklich so einfach?
Unternehmen, die den Sprung in die Cloud wagen, unterschätzen oftmals die Komplexität, die mit solch einer Transformation einhergeht. Es genügt nicht, die IT-Abteilung damit zu beauftragen, beispielsweise von On-Premises-Software auf eine Cloud Lösung umzustellen, denn Cloud Services funktionieren nach einem anderen Prinzip als die klassische IT.
Eine weitere Herausforderung stellt die Vielzahl an Cloud-Lösungen mit unterschiedlichen Liefer- und Servicemodellen dar. Sprach man vor fünf Jahren noch von „der Cloud-Lösung“, wählt man heute zwischen Public-, Private-, Hybrid- oder Multi-Cloud Modellen und zwischen IaaS, PaaS bis hin zu SaaS Ansätzen. Daraus entwickelt sich oftmals eine Cloud-Schatten-IT mit vielen unterschiedlichen heterogenen SaaS-Lösungen, unterschiedlichen PaaS-Ansätzen in der Cloud und unterschiedlichen Lösungen für die System- und Applikationsintegration. Schnell wird klar, dass eine Auslagerung der IT in die Cloud die Komplexität der IT-Landschaft des Unternehmens enorm erhöht.
Die Wolke nach Maß, von der Stange oder doch Inhouse-IT?
Bei der Umstellung auf die Cloud geht es nicht nur um die Technologie. Es geht auch um Veränderungen bei der Arbeitsweise und die Entwicklung effizienterer Arbeitsabläufe. Ähnlich wie bei der Aufgabe der digitalen Transformation, sollten Unternehmen im Vorfeld klare Erwartungen formulieren, was sie mit einem Einstieg in Cloud Technologien erreichen wollen.
Verband man vor 5 bis 10 Jahren mit dem Sprung in die Cloud maximal die Nutzung von SaaS Lösungen wie Salesforce oder Office 365 geht es heute vielmehr darum, die gesamte vorhandene IT-Umgebungen agiler, offener und sicherer zu gestalten. Für die Wahl der richtigen Cloud-Strategie muss jedes Unternehmen für sich entscheiden, wie die Balance zwischen Einfachheit und Agilität im Verhältnis zu Anpassbarkeit und Abhängigkeit aussehen soll.
Nicht alle Workloads und geschäftskritische Anwendungen eignen sich für einen Betrieb in einer Public Cloud, da dieses Modell vor allem in Hinsicht auf IT-Sicherheit an Grenzen stößt. Bestimmte Applikationen und Daten dürfen aus rechtlichen Gründen und Compliance-Vorgaben gar nicht ausgelagert werden. Genauso wenig wie beispielsweise der Jahresabschluss auf den USB-Stick gehört, gehören Verträge, Unternehmenszahlen, Finanzdaten oder sensible Kundeninformationen in Public-Cloud Strukturen.
Dagegen gibt es für andere Anwendungen, wie beispielsweise Lösungen zur Kollaboration und Kommunikation gar keine Alternative mehr zur Public Cloud. Programme wie Office 365, die für die gesamte Firma standardisiert zu beziehen sind, bilden einen klaren Kostenvorteil gegenüber herkömmlicher Lizenzierung. Auch die Wartung des oftmals heterogenen Lizenzwirrwarrs, die ein enormer Zeitfresser ist und zudem möglicherweise weitere, durch Abmahnungen bei Unterlizenzierung entstehende Kosten verursacht, entfällt und entlastet somit die IT-Abteilungen. Hybride Cloud-Modelle, die sich aus der günstigeren Public- sowie der sicheren Private-Cloud zusammensetzen, bilden oftmals die beste Option.
Fachkräfte und Expertenwissen gefordert
Egal für welche Cloud-Infrastruktur man sich entscheidet, für den Aufbau und den Betrieb solcher Modelle bedarf es eines umfangreichen Skill-Sets und einem tiefen Verständnis der IT- und Cloud-Architekturen. Public Cloud-Anbieter stellen meist nur die reinen skalierbaren Infrastruktur-Ressourcen im ausfallsicheren Betrieb bereit und nur wenige Unternehmen verfügen über die Fachkräfte und das Expertenwissen. Die erfolgreiche und eigenständige Umsetzung einer Cloud-Infrastruktur scheitert meist an ihrem „Skill-Gap“. Sogenannte „Managed Cloud“ Provider, wie beispielsweise die Syscovery mit ihren Metropol Services, bieten den Kunden eine komplette Betreuung an. Experten des Dienstleisters kümmern sich um Technikschwerpunkte wie Computing, Storage, Netzwerk- und Betriebssysteme sowie komplexe Tools und Anwendungen, die auf der Infrastruktur laufen sollen.
Fazit
Für welche Cloud-Strategie sich ein Unternehmen entscheidet und wie schnell und umfangreich eine Umsetzung erfolgt, hängt stark von der vorhandenen IT, der Unternehmensgröße und weiteren Faktoren ab. Beispielsweise von der geschäftlichen Bedeutung der Applikationen, die in der Cloud betrieben werden sollen sowie vom Integrationsgrad der Applikation mit anderen Unternehmensfunktionen.
Vor allem eine Entscheidung weg von der eigenen Infrastruktur hin zum Infrastruktur Service Modell aus der Public Cloud sollte gut überlegt sein, denn wer seine Daten an Dienstleister auslagert – egal ob sie dort in einer Public oder Private-Umgebung landen – braucht eine leistungsstarke Netzwerkanbindung. Wird etwa Unternehmens-Software wie SAP aus der Cloud genutzt, schickt man enorme Datenmengen hin und her. Spätestens wenn Big Data ins Spiel kommt, etwa durch eine Vielzahl an Sensoren und Maschinen, die Informationen teilen, wird es eng mit der Datenverbindung.
Manchmal lohnt es sich vorab Alternativen zu evaluieren und abzuwägen, ob sich die Investition in die Netzwerkinfrastruktur lohnt oder hybride Modelle langfristig für einen Return on Investment sorgen.
Unternehmen können sich nicht auf eine IT-Form konzentrieren – seien es entweder nur Cloud-Dienste oder nur traditionelle IT. Moderne IT-Umgebungen benötigen einen Mix aus einer dynamischen und statischen IT. Ohne Zweifel benötigen IT-Organisationen die notwendige Skalierbarkeit und Agilität, um neuartige Applikationen und Services zu entwickeln und zu betreiben. Jedoch benötigt der Einstieg in die Cloud Technologie auch eine Veränderung der Servicekultur.
Mit dem Sprung in die Cloud wird die IT als Service bereitgestellt. Egal ob Rechenkapazität oder Software, alles läuft über eine Netzwerkverbindung und muss daher über Schnittstellen in die eigenen Systeme integriert werden. Alle Anwendungen müssen entsprechend serviceorientiert organisiert sein, und zwar bereits im Vorfeld einer Migration.
Unternehmen müssen beim Sprung in die Cloud auch verinnerlichen, dass sich Cloud-Dienste in der Regel nicht vollständig individuell konfigurieren und auf die unternehmenseigenen Bedürfnisse anpassen lassen. Die Ansprüche an die Systeme und Services im Rechenzentrum des Anbieters sollten daher flexibel sein, denn performante Lösungen zu erschwinglichen Preisen können Cloud-Provider nur dann anbieten, wenn der Kunde die standardisierten und optimal aufeinander abgestimmten Services und Systeme in Cloud Provider Rechenzentren nutzt.
Wir glauben ...
Kaum ein Unternehmen hat die notwendige Expertise, den Wechsel hin zu einer serviceorientierten IT-Infrastruktur ohne Hilfe zu bewältigen. Externe Dienstleister können helfen, mit dem neutralen Blick eines Außenstehenden zu beraten.